DIE STUNDE MARIENS

Broschüre, 64 Seiten, Immaculata-Verlag, CH-9050 Appenzell

Auszug:


Quelle: 

http://immaculata.ch/verlag/marsura1.htm

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MARGARETE MARSURA


I.

Das geistliche Tagebuch einer auserwählten Seele


Im Jahre 1959, wenige Monate vor der Vollendung des 50. Lebensjahres, beschloß eine einfache Familienmutter mit tiefem Frömmigkeitsleben, jeden Tag schriftlich ihr Innenleben niederzulegen: "Von diesem Tag an will ich auch schriftlich mein geistliches Leben unter Kontrolle halten" (1.1.59).

Nach einem ersten einleitenden Abschnitt mit unvermeidlichen Unterbrechungen wird die Askese des täglichen geistlichen Innenlebens eine Gewohnheit und eine Notwendigkeit: "Jeden Tag ein schriftlicher Gedanke für Dich, meinen süßesten Bräutigam" (21.2.61).

Die geistliche Tat dessen, was schriftlich niedergelegt wird, hat eine einmalige Wirksamkeit: "Ich schreibe diese Gedanken auf die Zeilen eines Heftes... Sie bleiben eingeprägt auf den Seiten und so bleibt in meinem Herzen mit unauslöschlichen Lettern eingeprägt, was mein Herr in der intimen Stille der Seele mir eingibt, wenn ich von Du zu Du hinhöre und mit Ihm spreche" (14.3.61).

Die Verpflichtung der täglichen Heftseite hat die übernatürliche Wirkung, dem Willen große Festigkeit zu geben, zu erfüllen, was in der Betrachtung sich als Wille Gottes erweist: "Der Herr lädt mich ein, mit der Feder zu bestätigen, was Er eindringlich von mir verlangt" (15.12.60). Die Ausdauer in der täglichen Aufgabe der geistlichen Niederschrift läßt die Überzeugung entstehen, daß der Tag unvollständig ist, wenn sie nicht irgendetwas schreibt. "Wenn ich mein Tagebuch für einige Tage schweigen lasse, fühle ich, daß mein geistliches Leben nicht vollständig ist. Jedes geschriebene Wort in diesem Heft ist wie eine Bestätigung dessen, was meine Vereinigung mit Gott ist" (4.12.60). Die Aufrichtigkeit und der Ernst, mit der sie die tägliche Pflicht der geistlichen Gedanken erfüllt, bildet ihr Leben genau nach besagten schriftlichen Gedanken: "Eine Bestätigung ist dir, daß du lebst wie du schreibst" (30.8.60). Jeder Augenblick des Tages ist gut, eine innere Bewegung bezeugen zu lassen oder einen Gruß an Jesus zu richten: "Ich will, daß die ersten Worte für Dich sind, mein Herr, auch auf den Zeilen dieses armen Heftes" (22.6.61). Gewöhnlich wird das Tagebuch am Ende der Betrachtung geschrieben wie eine normale Verlängerung derselben: "Nach der Betrachtung schriftliche Fortsetzung" (27.8.60).

Das war die Entstehung des geistlichen Tagebuches Margaretens.

Der Entschluß, die eigenen inneren Erfahrungen niederzuschreiben hatte tiefgreifende Folgen im Leben dieser Seele. Vor allem eine intensive und tägliche, auf den geistlichen Fortschritt konzentrierte Aufmerksamkeit. In der Folge richtet sich die Aufmerksamkeit in den inneren Eingebungen und Rufen des Herrn auf eine jedesmal großherzigere Antwort. Und die Wirkungen der inneren Besserung wachsen. Es ist eine größere Klarheit und eine Zunahme der übernatürlichen Kenntnis in der Notwendigkeit, in einigen Zeilen festzulegen, was die Seele in den Augenblicken des stillen Dialogs fühlt. Nach und nach verschwindet alles, was nicht privilegierten Gegenstand dessen bildet, was im Tagebuch von der Welt der unmittelbaren Interessen bleibt. Die unsichtbare Welt wird zur gewöhnlichen Atmosphäre des ganzen Tages und des ganzen Seelenlebens. Es interessiert nicht mehr, was äußerlich ist, wenn man das innere Paradies des Geistes entdeckt hat. Der Augenblick des Tagebuches ist der Augenblick der Kontrolle, der Prüfung und des Abschätzens des eigenen Verhaltens. Das Heft ist die unersetzliche Hilfe, wenn das Gebet trocken und die reine geistige Konzentration unmöglich wird. Anstelle der steril gewordenen Seele und des gefühllosen Herzens wird die Hand zum Geist und drückt dem Herrn aus, was keine andere Dimension des Seins in der Dunkelheit äußern kann.

Der Preis dieser Askese Margaretens ist die mystische Evolution. Es sind nicht mehr ihre Betrachtungen, die auf das demütige Schulheft übertragen werden. Es ist nicht mehr das mehr oder weniger forcierte Zwiegespräch, Frucht des menschlichen Geistes, das sich an Gott wendet. Nach und nach beginnen die inneren Eingebungen die Intensität und die Klarheit des von einem anderen Geist ausgehenden Wortes zu erlangen, der sich von Angesicht zu Angesicht mit ihrem eigenen Ich befindet. Es entsteht ein nahezu vor-mystischer Augenblick, in dem die Seele jenseits der erfahrenen Eingebung und der Sammlung im Gebet eine süße und bescheidene Stimme hört. Es entsteht das Bewußtsein, daß Gott schon ein Gesprächspartner ist mit einem erkennbaren Angesicht und unverwechselbarer Stimme: "Fürchte dich nicht, meine kleine Seele. Ich werde dir kein besonderes Zeichen geben: du hast nur mit einfältiger Sicherheit zu glauben, daß diese Gespräche zwischen mir und dir wirklich stattfinden" (19.8.60).

Die Gewißheit des Gesprächs bewegt sich auf der Linie der Äußerungen mit neuem Inhalt. Margarete wird es bewußt, daß der Dialog Licht, Erkenntnis, einige neue Erleuchtungen mit sich bringt. Die Erleuchtungen nehmen manchmal die Form eines Auftrages an dritte Personen an oder konkreter Aufträge an sie selbst. Es entstehen die Botschaften ihrer Mission: "Meine Kleine, sage mir nicht nein in dem, was ich von dir verlange. Ich wünsche, daß du meine Fortsetzung bist. Denke nicht, daß du nichts bist, denn Ich kann aus dem Nichts Alles machen. Von dir wünsche Ich nur den Willen, mit ruhiger Sicherheit zu denken, daß Ich du bin. Du wirst immer das Nichts sein, das du in allen natürlichen Dingen bist, denen dein Körper unterworfen ist. Aber mit der Seele und dem Willen will ich, daß du meine Fortsetzung bist" (25.1.60).

Nachdem einmal das Bewußtsein der persönlichen Sendung geschaffen ist, wird das Tagebuch zu einem Dokument geistlicher Wichtigkeit für die Zukunft zahlreicher anderer Seelen: "Wenn sie eines Tages über das, was du schreibst, Betrachtungen anstellen, werden sie begreifen, daß all das Wahrheit ist" (23.12.60).

Margarete hat die Vorahnung der Wichtigkeit dieser Schriften. Am 17. August 1961 hört sie den Herrn sagen:
"Ich wünsche, daß viele Dinge geschrieben werden, denn man soll mein kleines Mädchen kennenlernen, das mir auf Erden so nahe steht, wenn sie mit mir im Himmel sein wird und auf alle Selen, besonders der Priester, die weißen Blütenblätter ausstreuen wird, die sie jetzt dauernd, bei jedem Ave Maria, in den Schoß meiner Mutter legt."

Und am 27. September 1967 führt sie aus:
"Wer eines Tages diese Gedanken liest, soll wissen, daß sie nicht oberflächlich geschrieben sind, nur damit etwas geschrieben ist, sondern die wirkliche Vereinigung und Verschmelzung einer Seele mit Gott darstellen, der unser Vater die kindliche Kenntnis Seiner Selbst geschenkt hat, verbunden mit zartem Vertrauen. In der Tat, alle Gedanken, die man in diesem Heft meines geistlichen lebens geschrieben findet, sind ganz und gar nicht einstudiert, wie zum Beispiel wenn jemand einen Brief an eine Person schreibt und zuerst gewöhnlich einen Entwurf macht. Nein die Gedanken dieser Momente geistlichen Zwiegesprächs gehen spontan aus dem Geist hervor und fließen ins Herz, in die Feder wie ein Bach, der aus seiner natürlichen Quelle hervorkommt und ruhig und einfach dahinfließt, dahinfließt, sicher, seine Harmonie nicht zu erschöpfen, denn seine Quelle ist unerschöpflich, entspringt sie doch aus den ewigen Gletschern. In diesen intimen Augenblicken befinde ich mich von du zu du mit meinem Herrn: mit unserem Vater, der mir das Sein gegeben hat; mit Jesus, dem süßesten Bräutigam meiner Seele, mit dem Heiligen Geist, der die Liebe des Vaters und Jesu ist, verschmolzen in einer einzigen Liebe, die mich umfaßt, erleuchtet und den Geist, das Herz, die Seele, mein ganzes Sein durchdringt. Es ist in diesen Augenblicken, daß ich aus der Quelle der Göttlichen Familie alle die schönsten und erhabensten Gedanken schöpfe, die spontan und einfach hervorfließen. Es ist wahr, es sind dabei auch meine Gedanken, wenn mein Herz vom Gewicht meiner armen, schwachen, kranken Natur belastet ist, denn so ist es für jedes in die Sünde gefallene menschliche Geschöpf."

Wenn die geistliche Läuterung Margaretens hohe Grade erreicht haben und die Initmität mit dem Herrn fortgeschritten sein wird, wird das Gespräch mit Jesus ein wirklicher und fühlbarer Dialog. Und die Worte des Herrn erreichen einen Grad authentischer Diktate.

Niemand wußte von diesem Tagebuch Magaretens, als sie noch lebte. Erst einige Monate bevor sie starb, bekannte sie ihrem Mann, daß sie in einem Schrank ihre "Memoiren" aufbewahrte, so nannte sie ihr Tagebuch. Herr Marsura hatte dieser vertraulichen Mitteilung seiner Frau keine große Bedeutung beigemessen, bis er eines Tages damit begann, diese Hefte durchzublättern. Er wurde dadurch ganz unerwartet gerührt, und sein Gemüt wurde tief bewegt. Er hatte nichts von dem wunderbaren Innenleben Margaretens gewußt. Lange weinte er über diesen so einfachen und doch so außerordentlichen Seiten.

 

II.

Im Zeichen einer großen Einfachheit


Margarete führte bis zum Jahre 1937 ein demütiges und schlichtes Leben in ihrem Geburtsstädtchen, umgeben von einer sanften Hügellandschaft.

Sie war geboren in Cornuda di Treviso am 5.7.1909. Sie empfing die erste hl. Kommunion im Alter von 7 Jahren im Jahre 1916, mitten im Weltkrieg. Von ihrer Jugend schreibt sie in ihrem Tagebuch: "Schon als kleines Kind wollte der Herr mich immer nah bei sich, und Er ließ mich oft seine Stimme so klar hören, daß ich oft das Bedürfnis fühlte, mich in die Stille zurückzuziehen, um mich ganz einer tiefen Betrachtung mit Ihm hinzugeben" (9.7.59). Diese frühzeitige Intimität mit dem Herrn ließ sie ein besonderes Hingezogensein zur Reinheit empfinden: "Ich fühlte stark den Wunsch, in Keuschheit zu leben" (18.1.60): "Warum hast Du mich nicht gerufen, o guter Vater, als ich noch ein ganz reines, unberührtes Mädchen war? Damals hätte ich meinem Bräutigam die Jungfräulichkeit, die Reinheit, mein Herz frei von der Kenntnis des Bösen geben können", schrieb sie mit 50 Jahren, als sie schon ganz dem Herrn hingegeben war (29.8.1960).

Der Wunsch nach einem reinen Leben brachte sie sehr bald zur marianischen Frömmigkeit. Von der heiligsten Jungfrau erflehte sie die Gnade einer vollkommenen Reinheit. "Wie oft habe ich zu ihr gebetet von meiner zarten Kindheit, von meiner Jugend an! Sie hat mich rein bewahrt, einfältig, fern von der Kenntnis des Bösen und von allem, was nicht unschuldig ist, bis zum Alter von 28 Jahren, meiner Heirat, und dann noch und immer" (13.6.1961).

Aus dieser einfachen, marianischen Frömmigkeit der Jugendzeit stach die Andacht des heiligen Rosenkranzes hervor: "Ich hatte von frühester Jugend an eine besondere Andacht zur Unbefleckten Jungfrau des Rosenkranzes von Pompei, und ich habe zu ihr die Novene des Bartolo Longo gebetet - er war es, der die Andacht zur Madonna des Rosenkranzes begann und verbreitete - in allen Gegebenheiten und den größten Nöten meines Lebens" (3.10.65).

Am 1. Oktober 1918, im Alter von 9 Jahren, traf sie der Schmerz des Todes ihres Vaters infolge der bekannten Epidemie, die in Europa nach dem Weltkrieg wütete. 51 Jahre darnach, am 10.10.1968, vermerkte sie in ihrem Tagebuch die Einzelheiten jenes Todes:

"Es war im Jahr 1918, ich war neun Jahre alt. Es war zur Zeit des Ersten Weltkrieges, der seinem Ende zuging. Wir wohnten in der Nähe des Piave, gerade dort, wo die erbittertsten Schlachten tobten. Von unserem Ort, Cornuda, mußten wir im November 1917 fliehen. Zuerst hielten wir uns einige Monate lang in Casella d'Asolo im Haus der Brüder meiner Mutter auf, dann wurden alle Flüchtlinge in südlichere Regionen, etwas überall zerstreut, geschickt. Unser Bestimmungsort war Lucera, ein Städtchen in der Provinz Foggia in Apulien. Wir kamen dort nach vielen Tagen Eisenbahnfahrt an. In dieser Stadt, an diesem Tag und zu dieser Stunde - es war 15 Uhr - starb mein Vater. Meine Mutter war allein mit mir und mit meinem kaum zwei Jahre alten Schwesterchen; ich war neun Jahre alt. Die zwei älteren Brüder waren an der Front, und die zwei älteren Schwestern waren im Krankenhaus mit der 'spanischen' Krankheit. An dieser Krankheit starb der Vater. Ich erinnere mich an den letzten Kuß, den ich dem sterbenden Papa gab, die Tränen meiner Mutter und die kindlichen Gebete, die ich an den Herrn richtete. Ich erinnere mich noch an den Leichenwagen mit vielen Särgen, denn viele starben zu dieser Zeit an der Epidemie. Ich kleines Mädchen war die einzige Hilfe und der einzige Trost meiner Mutter. Wie war meine Mutter so lieb, wieviele Leiden in ihrem Leben. Ich habe sie alle in mein Herz aufgenommen und habe mit ihr viele Tränen geweint. Mein geliebter Papa, von ihm erinnere ich mich an wenig, aber sehr gut an den letzten Kuß, den ich ihm auf die Stirne, naß von Schweiß, gab: es war vielleicht der Todesschweiß. Die Krankheit hatte ihn befallen, und er konnte nicht mehr reden. Er hatte jedoch einen Blick, der noch verstand; daran erinnere ich mich, und vielleicht war der Kuß seiner kleinen Angelina Margareta, die er so liebte, wie die Kommunion, die er nicht empfangen konnte. Und mit meinem Kuß auf die Stirne kehrte Papa heim zum Herrn. Papa und Mama sind jetzt im Himmel in der Glückseligkeit Gottes. Auch ich werde bald bei ihnen sein."

Von ihrer frühen Jugend an fühlte sie sich zur Frömmigkeit und zur Liebe zu Christus hingezogen: "Von meiner frühen Jugend an hast Du mich immer gerufen, anders als bei meinen Kolleginnen, mit Dir allein zu sein. Wie oft wolltest du mich, in der Stille meiner Pfarrkirche, vor dem Tabernakel oder dem Altar der Jungfrau Maria; oder im Garten meines Hauses an den vom matten Schein des Mondes erleuchteten Abenden oder am frühen Morgen bei Sonnenaufgang in den klaren Morgenstunden des Sommers, als noch alle in tiefem Schlaf lagen; oder auch in der Intimität meines weißen Zimmerchens. Immer, oh mein Jesus, hast Du mich im Lauf meines Lebens gerufen, immer wolltest Du mich nah bei Dir in intimem Gespräch mit Dir. Ich konnte nie widerstehen, nie" (20.2.60).

Margarete gehörte einer Familie mit acht Kindern an. Sie erlernte den Beruf einer Schneiderin und gründete im Haus eine Schneiderei, wo mit ihr andere junge Mädchen als Lehrmädchen arbeiteten. Obwohl sie nach dem hohen Ideal der Reinheit strebte, wollte der Herr diese Seele zum Eheleben führen. Sie geht die Ehe mit einem frommen jungen Mann von ihrem Ort am 8. Mai 1937 ein, in der Pfarrkirche von Cornuda.

Ihr Eheleben verläuft normal. Margarete übt weiter das Apostolat aus, mit dem sie sich als Ledige beschäftigt hatte. Sie arbeitet in der Katholischen Aktion als Präsidentin der weiblichen Abteilung und als Delegierte der Kinderabteilung.

Der Herr segnet ihre Ehe und gewährt ihr, Mutter zweier Kinder zu werden. Nach der zweiten Geburt hört ihre Fruchtbarkeit auf. Margarete findet da einen Weg, ihren Zustand zu erheben: sie widmet sich von ganzer Seele der Erziehung ihrer Kinder und anderer Kinder ihrer Umgebung.

Vom Augenblick der ihr versagten Mutterschaft an beginnt sie, an das Ideal der ehelichen Keuschheit in der Enthaltung zu denken. "Dem Wunsche nach habe ich immer in Keuschheit gelebt, wenn ich auch meine Pflicht als Gattin und Mutter erfüllte", schrieb sie am 28.1.60. Ihre Vorbilder im Eheleben waren die heiligen Ehefrauen und Mütter der christlichen Geschichte: "Ich bin nicht wie Agnes, die kleine Theresia, Margarethe, aber ich bin wie Rita: auch sie war Mutter und dann Deine Braut... Ich bin nicht eine jungfräuliche Braut von Dir, ich bin eine Mama..." (29.8.60). Die Gestalten der heiligen Monika, der heiligen Zäzilia, der heiligen Rita ziehen sie an.

Der Ruf des Herrn und die geistliche Veränderung in ihr seit 1959 geben ihr einen starken Wunsch eines in vollkommener Enthaltsamkeit gelebten Ehelebens ein. Die eheliche Beziehung hatte nie den brennenden Wunsch ausgelöscht, sich dem Herrn als einzigem Bräutigam der Seele zu weihen: "Auch wenn er mir einen Begleiter im Leben gegeben hat, habe ich immer gefühlt, daß der süßeste Bräutigam meiner Seele Jesus war" (26.7.59). "Ich fühlte stark den Wunsch, in Keuschheit zu leben" - schreibt sie am 18.1.60 - "aber was tun?" Unter Keuschheit verstand sie die vollständige Entbehrung des ehelichen Verkehrs. Zu diesem Zweck mußte sie die Zustimmung des Mannes haben, der noch ziemlich jung war. Nachdem die geistliche Veränderung des Jahres 1959 in ihr dieses Ideal entzündet hatte, bemühte sie sich, die Zustimmung des Ehegatten zu erhalten.

Der Wunsch nach vollkommener Keuschheit wurde beim 50. Geburtstag ihres Mannes besonders stark (28.1.60).

"Das schönste Geschenk, das ich ihm machte, war die hl. Messe und die hl. Kommunion zusammen mit ihm, in die ich die besondere Meinung gelegt habe, daß Jesus, der süßeste Bräutigam der Seele, ihm die Gnade schenke, von jetzt an in vollkommener Keuschheit neben seiner Lebensgefährtin zu leben. Daß er denke, nicht eine Frau, sondern einen Engel zu haben... Der gute Gott wird uns großen Verdienst für den Himmel geben. Und ist es vielleicht nicht ein besonderer Vorzug, daß ich in vollkommmener Keuschheit neben einem jungen Mann leben kann? Und ist das vielleicht nicht ein Zeichen, daß Jesus mich für sich ganz rein und schön will? Oh meine Seele, frohlocke, denn dein Herr hat eines seiner wunderbaren Dinge gewirkt! Er hat dir gegeben, eine Tugend zu besitzen, aus der alle anderen Kraft schöpfen; mit der du neben den Engeln leben kannst. Oh mein Jesus, du weißt, und es weiß gut auch Deine Mutter, wie sehr ich immer die Tugend der Reinheit gewünscht und geliebt habe. Vielleicht könnte ich sagen, daß ich dem Wunsch nach immer in Keuschheit gelebt habe, wenn ich auch meine Pflicht als Gattin und Mutter erfüllt habe."

Am 23. Jahrestag ihrer Ehe schrieb sie: "Ich habe Ihn (Jesus) gebeten, seine Braut zu sein, wenn ich auch neben meinem Lebensgefährten bleibe. Ich habe ihn gebeten, mich in Keuschheit leben zu lassen, denn ich weiß, daß ich ohne dieses reine Leben nicht seine Braut sein könnte" (8.5.60).

Der sehnliche Wunsch nach vollkommener Reinheit in der Ehe verschaffte ihr eine Reihe von Erleuchtungen und Intuitionen über den Sinn ihrer vorausgegangenen ehelichen Hingabe, die sie in einfachster und reinster Liebe zu ihrem irdischen Partner gelebt hatte: "Meine kleine Seele, du bist meine Braut. Von dir bewahre ich die Jungfräulichkeit, die Mutterschaft und die eheliche Keuschhheit. Das ist die Wahrheit, denn alles ist in meinem Herzen. Und ich werde dich groß machen durch den Glauben, den du hineinlegst in das, was du schreibst" (30.8.60).

Um ihr Ideal ehelichen Zusammenlebens zu erreichen, mußte sie vom Herrn die innere Erleuchtung des Gemahls erhalten, die notwendig war, damit sie auf ihrem Weg hoher Spiritualität unterstützt würde. Am 25.3.63 schrieb sie: "Oh mein Bräutigam, nichts will ich mir selbst ersparen, um Deine Wünsche bekannt zu machen, die Du meinem Herzen geoffenbart hast und dem Herzen dessen, der mich hier auf der Erde beschützt (der Vater meiner Kinder, der Gefährte meines irdischen Lebens). Wie Maria als Gefährte ein Ehemann gegeben wurde, damit sie im Angesicht der Welt vorgestellt und beschützt würde, so mir. Jetzt lebt mein irdischer Vermählter neben mir in der schönsten Keuschheit und Reinheit, er beschützt mich und läßt mich ganz für Dich, der Du mein Unbefleckter Vermählter bist, und ich kann mich in reiner Liebe schenken und jeden Augenblick vor Deinem Angesicht erscheinen, o Jesus."

Am 27. Jahrestag ihrer Ehe stellt sie fest: "Während meines ganzen Ehelebens habe ich die Keuschheit im Herzen und im Willen gelebt, und jetzt seit einigen Jahren lebe ich, im Einvernehmen mit meinem Mann, die Keuschheit und die vollkommene Enthaltsamkeit. Jesus und Maria haben meinen Wunsch erfüllt, ganz für Sie da zu sein, rein und heilig an Seele und Leib. An diesem Tag, den 8. Mai, eigens ausgesucht, weil Maria die Unbefleckte des heiligen Rosenkranzes immer meine süßeste und liebe Fürsprecherin und Mutter gewesen ist, habe ich seinerzeit mein Leben als Ehefrau und Mutter beginnen wollen" (8.5.64).

Das inständige Flehen Margaretens hatte die ersehnte Gnade erhalten. Sie hatte begonnen, jenes Leben zu leben, das in der christlichen geistlichen Geschichte Heilige wie der heilige Heinrich und seine Frau Kunigunde gelebt hatten. Es inspiriert sich am keuschesten Zusammenleben von Josef und Maria.


III.

Das Jahr des Heils 1959


Der irdische Lebensweg Margaretens, so einfach und gewöhnlich, erfährt im jahr 1959 eine starke Veränderung. Am 1. Dezember beschließt sie, sich einer intensiveren und verpflichtenderen Spiritualität zu widmen. Zu diesem Zweck legt sie Hand an ihr geistliches Tagebuch. Die ersten Monate verfließen ohne bermerkenswerte Ereignisse, bis sie am 2. Juli eine tiefe Bewegung empfindet. In Südtirol brechen die Feindseligkeiten zwischen der deutschen und der italienischen Volksgruppe aus. Dieser Zustand verwirrt ihre Seele.

Sie beschließt, achttätige Exerzitien zu machen. Die Einkehr beginnt am Fest Mariä Heimsuchung (2. Juli). In dieser Zeit vollendet Margarete ihr 50. Lebensjahr (5. Juli). Schon im Verlauf ihrer Einkehr erscheint am Horizont ihrer Sorgen eine Wirklichkeit, die ihre Existenz in ihren letzten zwölf Lebensjahren so sehr ausrichten sollte: das Priestertum.

In einem ersten Augenblick kommen die Priester ihr vor als jene, denen es vor allem obliegt "den Seelen Frieden und Liebe einzuflößen" (7.7.59). Und von der Ortskirche sagt sie: "Ich fühlte, daß meine Pfarrei meine zweite Familie ist" (7.7.59).

Aber die grundlegende Wirklichkeit ihrer Exerzitieneinkehr war die intensive Erleuchtung über jenes Geheimnis der Liebe, das Gott ist. Margarete fühlt sich berufen, nur von Liebe zu leben.

Nach ihrer Einkehr beginnt das neue Leben. Es ist wie eine zweite Bekehrung. Die Lage ihrer Familie gestattet es ihr, Entscheidungen von großer Bedeutung zu treffen. Ihre beiden Söhne studieren in einem religiösen Seminar. Margarete ist allein mit ihrem Mann. Sie hat die Seele vollkommen offen und verfügbar für das, was der Herr von ihr verlangen kann. Eine weitere wichtige Tatsache dieses Jahres des Heils war der Entschluß, sich einen Seelenführer zu erwählen (22.10.59): "Ein großer Tag war dieser für mich: es ist der Anfang eines kontrollierten geistlichen Lebens unter der Leitung eines Führers, den der Herr mir bereitet hat."

Infolge der achttägigen Exerzitien und des Beginns der Seelenführung beginnt auch ein tiefgreifender und genauer Lebensplan, der den ganzen Tag umfaßt, vom Augenblick des Erwachens bis zur nächtlichen Ruhe.

Am 21. November beginnt ein weiterer entscheidender Lebensabschnitt. An diesem Tag, an dem man die Darstellung im Tempel der seligsten Jungfrau feiert, fühlt sich Margarete berufen, auch in ihrem Leben, denselben Akt der Selbstaufopferung zu erneuern: "Heute, in der Nachfolge der heiligen Jungfrau, die vor allem vom zartesten Kindesalter an sich Gott darbringen wollte, habe ich mich Ihm dargebracht, als kleine Braut, und in der Stille des Herzens habe ich Ihn immerzu "süßer Bräutigam meiner Seele" genannt" (21.11.59).

Diese Hingabe ihrer selbst war eine Opfergabe von großer Weitherzigkeit, die bald ihren Ausdruck in dem Bedürfnis finden sollte, sich vollständig hinzuopfern. Dies vollzieht sich am Tag Mariä Lichtmeß des Jahrs 1960: "Heute morgen habe ich der heiligen Messe meines Seelenführers beigewohnt. Durch die Hände Mariens, mit den Meinen im Herzen, wie eins in Jesus, habe ich dem Vater die totale Selbstaufopferung gemacht... Ich habe gesagt: ich 'will', in feierlicher Form am Altar. Der himmlische Vater nahm das Opfer der seligsten Jungfrau ihres Jesus, im Tempel, an. Der himmlische Vater hat auch mein Opfer von heute morgen angenommen, denn auch es wurde durch die Hände Mariens dargebracht" (2.2.60).

Die Hingabe hatte den Charakter eines vollständigen Opfers: "Ich möchte Dein volkommenes Abbild sein. Deine Liebe zu den Seelen drängte Dich zu unendlichen Leiden: als erstes bitte ich Dich also, mich bis zu den Grenzen des Menschenmöglichen leiden zu lassen" (13.8.60). "Jesus will mich als Schlachtopfer mit Ihm im freiwilligen Leiden, im Tiefsten des Herzens" (5.5.61, erster Monatsfreitag).


IV.

Die persönliche Sendung


Von der inneren Umwandlung des Jahres 1959 an tritt in der Seele Margaretens das Bewußtsein auf, vom Herrn zu einem großen Werk bestimmt zu sein. Es handelt sich um das Bewußtsein, in der Kirche zu einer besonderen Sendung berufen zu sein. "Den ganzen Morgen - schreibt sie am 4.2.61 - habe ich einen Anruf des Herrn gehört, der mich als sein Eigen will, um die Sendung zu erfüllen, die mit einem großen Werk beginnen soll, das mich viel Mühe kosten wird."

Der erste Ausdruck diese Bewußtseins war eine geheimnisvolle geistliche Mutterschaft den Priestern gegenüber, mit einem besonderen Interesse für die Heiligung derselben. Der erste Keim kam ihr von ihrer besonderen Lage als Mutter von zwei Söhnen, die sich auf das Priestertum vorbereiteten. Dieses Hingezogensein nahm mit den Jahren zu und entwickelte sich bis zu einer kirchlichen Sendung.

Diese geistliche Ausrichtung wurde schon im Jahr ihrer zweiten Konversion offenkundig, wie schon frühr hervorgehoben wurde. Der Augenblick, in dem das Interesse für das Priestertum außergewöhnlich zunahm, war ihre Unterordnung unter die geistliche Führung. Dadurch machte sie eine erste wichtige Erfahrung, von dem, was der Priester für den Gläubigen darstellt und gleichzeitig von dem, was der Priester braucht und was er von den Seelen empfangen kann, die sich geistlich an sein besonderes Geschick binden. Das erste, was sie von der geistlichen Führung dachte, war eine vollkommene Durchdringung mit der Seele des Seelenführers. "Meine Begegnungen mit dem geistlichen Vater müssen eine gegenseitige Hilfe zu dauernder Besserung sein. zwei Seelen, die sich geistlich verstehen und sich bei der Hand nehmen und sich begleiten, gelangen ohne Weiteres zur Heiligkeit" (21.1.60).

Ihre Art, die Hilfe von seiten des Seelenführers zu verstehen, näherte sich einer Art von geistlicher Freundschaft: "Unsere Seelen müssen wie ein offenes Buch des einen für den anderen sein, um eine gegenseitige geistliche Kontrolle auszuüben" (ebendort).

Aber mehr als um Freundschaft handelte es sich um eine gegenseitige Beziehung von geistlicher Vaterschaft-Mutterschaft: "Er als geistlicher Vater, ich als seine geistliche Mutter. In dieser Vaterschaft und Mutterschaft befinden wir uns auf der gleichen Ebene" (ebendort).

Diese Idee von der Führung entstand aus einer Realität großer Einsamkeit des Geistes: "Niemand, niemand wird je das Tiefste meiner Seele verstehen. Nur der geistliche Vater kann es" (24.1.60).

Aber die Bedingung zu dieser Durchdringung war sehr streng und verlangte viel vom geistlichen Führer. Es war erforderlich, daß er auf der Höhe des Anspruchs Jesu war: "Wenn er will, auf der von Jesus verlangten Höhe" (ebendort).

Nach einer gewissen Zeit der Idealisierung des geistlichen Vaters kommt Margarete zur Überzeugung, daß es ihr Geschick sei, im Nichtverstandensein vom Führer, in der Tiefe, die sie wünschte und die sie brauchte, zu leben. Diese schmerzliche Erfahrung diente dazu, den Horizont ihrer Sehnsucht nach geistlicher Mutterschaft zu weiten. Nicht mehr einen konkreten Führer, der für sie eine Art geistlicher Sohn war, sondern alle Priester der Welt setzen ihrer Familie zusammen: "Du wirst die geistliche Mutter der gegenwärtigen und zukünftigen Priester sein, und alle, die zu dir mit Glauben beten, wenn du mit Mir im Himmel sein wirst, und dich um Heiligkeit bitten, werde ich dir durch die Hände meiner Mutter gewähren" (5.7.61).

Für alle ihre Priestersöhne wird sie um nichts weniger als die Heiligkeit bitten.

Diese ihre geistliche Mutterschaft lernt sie von der Mutterschaft Mariens dem heiligen Apsotel Johannes gegenüber wie ihr von Jesus verliehen: "Maria wohnt mit Johannes, sie unterrichtet ihn mit ihren Tugenden. Johannes beschützt Maria, er nennt sie Mutter und empfängt von ihr alles" (19.6.60).

Am fünften Mai 1962 opfert sie sich wie folgt für die Priester auf: "Wie du an den Vater das Gebet gerichtet hast 'Vater, für sie heilige ich mich selbst', so wiederhole ich in Dir jeden Tag dieselbe Anrufung: Mein Jesus, für sie (Deine Priester) heilige ich mich selbst. Von Dir lebe ich, o Jesus, Du willst, daß ich eine kleine Heilige für die Priester sei, denn nur durch die Heiligkeit der Priester wird die Welt der Seelen gerettet."

In der Folge wird die Sendung Margaretens weiter und vollständiger im Hinblick auf den Frieden der Welt, die christliche Familie im allgemeinen, die Einheit der Kirchen.



V.

Der Friede der Welt


Während Margarete ganz ihrer Aufgabe als geistliche Mutter der Priester hingegeben war, dringt die Sorge um den Frieden der Welt hart in ihr Leben ein. Der auslösende Funke war die Krisis im Zusammenleben der Volksgruppen italienischer und deutscher Sprache in ihrem eigenen Land; "Ich habe vor allem gebetet, daß die Königin des Friedens der Welt den Frieden schenke und die brüderliche Liebe aller Bewohner dieses Landes. Hier fehlt die Liebe nur, weil nicht alle die gleiche Sprache sprechen" (2.10.60).

Und am 4.2.61 schreibt sie:
"Wir müssen ein Werk der Friedensstiftung unter diesem Volk beginnen. Wir haben bisher der ganzen Welt ein Schauspiel des Zwistes, der Uneinigkeit, des Antagonismus geboten. Jetzt müssen wir als Katholiken zeigen, daß wir alles vergessen können, uns die Hand drücken und uns wirklich als Brüder in Christus fühlen. Wir müssen daher Hand anlegen an einem Werk der Friedensstiftung. Der Herr will es. Oft läßt er mich es während des Gebetes und der Betrachtung fühlen, seit langem. Und wir müssen es zusammen tun."

Von den Problemen der Religion weitet sich ihr apostolisches Interesse auf ganz Europa, auf die ganze Welt aus.

Und am 18.8.61: "Und hier, in diesem unseren von Feindseligkeiten unter Katholiken so sehr gestörten Land, will Jesus uns als ersten den Frieden geben und von hier aus ganz Europa und der ganzen Welt."

Die vorrangige Erfahrung der in ihrem Land gelebten Probleme der Einheit geben Margarete die Intuition, daß das zukünftige Gotteshaus des Friedens in diesem gleichen zerstrittenen Land erbaut werden soll: "Von hier muß eines Tages das Licht der Brüderlichkeit ausgehen. Hier muß ein großes, der unbefleckten Jungfrau, der Königin des Friedens geweihtes Gotteshaus erstehen; von hier aus wird man erfahren, daß die Grenzen nur geografisch bestehen, aber daß sie moralisch auf der ganzen Erdoberfläche, für alle Völker, nicht existieren; denn es soll nur ein Schafstall sein, und alle werden erkennen, daß sie Brüder und Kinder eines einzigen Vaters sind. Wir werden mit einer Woche des Gebetes, der freiwilligen Buße und des Opfers beginnen. Dann werden wir ein Programm entwerfen. Wir werden uns sofort ans Werk machen, stark nur durch einen Glauben, der uns keine Demütigungen und Mühen fürchten läßt. Der Herr wird uns die Kraft geben, alles zu überwinden, den Mut, vor jedermann hinzutreten, auch vor die höchsten kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten" (4.2.61).

Die Sorgen Margaretens sind in ihrer vollen Bedeutung geschichtlich zu verstehen. Von 1956 an (Vertrag von Rom) bemühten sich die großen christlichen Politiker Europas um ein zukünftiges vereintes Europa. Aber die Sorgen um den Frieden der Welt ließen stark ihr Gewicht spüren. Schon im Sommer 1955 traten die vier Großen zusammen (USA, UdSSR, England und Frankreich), um ein Programm des Friedens zu erstellen, das jedoch gegen die Mauer des schwierigen kalten Krieges stieß. Im November 1956 brach der Suezkrieg aus und in Ungarn wurde einmarschiert. 1958 brachte der Krieg in Algerien Frankreich an den Rand eines Bürgerkrieges. 1959 wurde mit De Gaulle die 5. französische Republik begründet, und es begann ein wichtiger Abschnitt in der europäischen Politik. In diesem politischen Zusammenhang geschahen die mystischen Intuitionen Margaretens bezüglich eines zukünftigen befriedeten Europas und einer Welt, in der der Friede Christi herrscht.


VI.

Ein großes marianisches Gotteshaus in MERAN


Der realistische Sinn Margaretens erfaßte, daß ihre ganze Sehnsucht nach Frieden und Eintracht nicht Wirklichkeit werden könnte, wenn man nicht den Weg tatsächlicher Verwirklichungen einschlagen würde. Das erste, was man in die Tat umzusetzen hatte, war das inständige Gebet einer großen Menge von Personen. Es war aber auch notwendig, daß materiell etwas geschah. Margarete denkt an ein großes marianisches Gotteshaus in Meran. Es war im Jahr 1961, daß diese Gedanken begannen, Gestalt anzunehmen:

"Es soll in Meran ein großes, herrliches, Maria, der Unbefleckten, geweihtes Gotteshaus erstehen für die Einheit und christliche Brüderlichkeit aller Menschen. Unter dem Schutz Mariens soll dann ein Seminar für priesterliche Berufungen Europas und der Welt errichtet werden, und die hier berufenen Priester sollen als erste Ausbildung haben, Jesus zu leben und Ihm zu helfen, Seelen zu retten. Unter dem Schutz Mariens soll noch das erste Seminar für jene Laien entstehen, die die Lehrkräfte für die Ehevorbereitungsschule sein werden. Der Besuch besagter Schule soll zur Pflicht gemacht werden. Besagte Schule ist so notwendig, um den kommenden Generationen, den neuen Familien, eine gesunde und genaue christliche Ausrichtung zu geben" (14.4.61).

Am 18.8.61 faßt sie alle früheren Intuitionen bezüglich des großen marianischen Gotteshauses wie folgt zusammen:

"In Meran, oberhalb des Doms, auf dem nahen Berg, von dem man die ganze Meraner Mulde überblickt, soll ein großes, Maria, der Unbefleckten, geweihtes Gotteshaus erstehen für die Brüderlichkeit aller Menschen und den Frieden der Welt. Die himmlische Mutter soll unter dem Namen "Königin und Herrscherin Europas und der Welt" verehrt werden. Neben diesem Gotteshaus soll dann ein Haus errichtet werden, wo Priester und Ordensleute aufgenommen werden, die sich dem Herrn mit einer zweiten Berufung schenken wollen: die standesgemäße Heiligkeit. Hier verbringen sie eine gewisse Zeit als Vorbereitung auf das Leben der Heiligkeit. Darnach gehen sie überallhin als Missionare und bringen ihre gelebte Heiligkeit in die Welt. Außerdem soll eine Schule erstehen, wo Lehrer ausgebildet werden sollen mit der Bestimmung, den jungen Menschen, die eine Familie gründen wollen, eine voreheliche Ausbildung und Unterweisung zu geben. Damit die Familien der zukünftigen Generationen erfahren, welches ihre Pflichten und Rechte sind und was der Zweck der Ehe ist. Zum Bau dieses Gotteshauses sollen als erste alle Bürger unserer Provinz beitragen, nicht mit Geldmitteln, sondern mit spontanem Willen, indem sie der christlichen Brüderlichkeit zustimmen: um der ganzen Welt zu beweisen, daß wir als Katholiken uns vereinen, verzeihen, gern haben können. Mit diesem Akt aufrichtiger Güte dieses Volkes können wir uns daran machen, die Zustimmung aller Nationen Europas und der Welt zu verlangen. Wenn wir die Teilnahme vieler haben, werden die Völker der Erde verstehen, daß dies das Haus der Brüderlichkeit ist. Alle werden empfinden, daß dies Haus ihr Gotteshaus ist und wer es besucht, wird von der seligsten Jungfrau die Gnade empfangen, ein neues Licht zu sehen; sie werden den Glauben erhalten und sich bekehren... Durch Bernadette von Lourdes entstand ein großes Gotteshaus zu Ehren der Unbefleckten; in Fatima ein Heiligtum durch drei arme Hirtenkinder; hier wird sich der Herr einer armen Mutter und eines demütigen Priester bedienen, damit im Zentrum Europas ein großes Gotteshaus der Brüderlichkeit ersteht, das auch Maria der Unbefleckten als Königin und Herrscherin Europas und der Welt geweiht ist, und so auch das Haus für Priester, die sich der Heiligkeit weihen und die Schule, um bessere Familien heranzubilden. Wenn man einen Blick auf dieses gewaltige Werk wirft, so scheint es Wahnsinn, nur daran zu denken. Doch bei Gott ist kein Ding unmöglich. Aus dem Nichts hat Er alles gemacht und Er bedient sich meiner, die ich nichts bin, um Seine Wünsche bekannt zu machen, um sie zu erfüllen. Er will es, und das genügt. Dieses Gotteshaus wird das Bollwerk sein, um die Feinde der Seelen zu besiegen und lange Zeit wird auf der Erde Frieden sein."


Auszug aus der Broschüre: "Die Stunde Mariens - Margarete Marsura (1909-1971)", Immaculata-Verlag, CH-9050 Appenzell, 1. Auflage, Mai 1985. © by Immaculata-Verlag, Appenzell, Schweiz.